Nachdem wir uns im vorhergehenden Kapitel mit der Notwendigkeit der Taufe und mit den Voraussetzungen befasst haben, möchten wir nun die eigentliche Bedeutung der Taufe etwas näher betrachten.
Wer glaubt und getauft wird, wird gerettet werden
Eine Aussage Jesu in Markus 16:16 hat schon viel Kopfzerbrechen verursacht: „Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden“. Die Reihenfolge ist hier sehr bedeutungsvoll, wie wir bereits beschrieben haben. Es kommt jedoch der Taufe in diesem Vers eine ungeheuer wichtige Rolle zu. Nur wer glaubt und getauft wird, der wird auch gerettet! Heißt dies, dass wir ohne die Taufe nicht gerettet sind? Ja und nein. Unsere Errettung hat verschiedene Aspekte. Es heißt hier nicht „Wer glaubt und getauft wird, der soll das ewige Leben haben“ oder „der soll wiedergeboren werden“. Hier geht es nicht um unsere Wiedergeburt oder darum, dass wir durch den Glauben an Jesus Kinder Gottes werden. Wir glauben nicht an die Wiedergeburt durch die Taufe. Im Hinblick auf das Leben, das wir von Gott empfangen, hat die Taufe keine Bedeutung. Wer an Jesus glaubt, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht! Darum heißt es in diesem Vers weiter: „Wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.“ Die Taufe ist also für das ewige Leben oder unsere Verdammnis nicht entscheidend. Für unsere Errettung jedoch sehr wohl.
Errettung – was bedeutet das?
Was bedeutet nun die Aussage Jesu in Markus 16? Und was meinte Petrus in Apostelgeschichte 2:38-41, als er die Menschen aufrief: „Tut Buße … Lasst euch erretten aus diesem verkehrten Geschlecht! Die nun sein Wort annahmen, ließen sich taufen …“ Hier müssen wir uns einmal fragen, was mit „erretten“ eigentlich gemeint ist. Ich fürchte, wir haben falsche Vorstellungen. Vielleicht bedeutet Errettung für viele, die diese Zeilen lesen, nur, dass wir von der Hölle errettet werden und in den Himmel kommen. Oder andere denken an die Errettung von unseren Sünden, damit wir ein heiliges Leben führen. Die Bibel zeigt uns jedoch, dass die Errettung weit mehr umfasst.
Wegen des kommenden Gerichts und der Verdammnis, unter der wir stehen, schenkt Gott uns die Rechtfertigung durch den Glauben.
Weil wir tot waren in unseren Sünden und weil der Tod über uns herrschte, schenkt er uns das ewige Leben. Weil es die Sünde gibt und weil wir Sünder sind, schenkt er uns Vergebung. Die Errettung jedoch benötigen wir, weil es die Welt gibt. Wir müssen aus dem gegenwärtigen bösen Zeitalter herausgerettet werden (Galater 1:4). Das ist die Errettung, von der wir hier sprechen.
Die Welt – das System Satans
Wir wissen, dass Satan der persönliche Feind Gottes ist. Er ist dabei, durch das Fleisch des Menschen ein System auf dieser Erde hervorzubringen und zu unterhalten, in das wir alle verwickelt sind. Es ist das System der Welt. Dieses Weltsystem, dieses von Satan für seine Zwecke beherrschte Zeitalter, steht im direkten Gegensatz zu Gott, dem Vater. Satan steht also direkt gegen Christus, das Fleisch steht gegen den Geist (Galater 5:17) und die gegenwärtige Welt gegen Gott selbst (1.Johannes 2:15), den Schöpfer und Ursprung des Universums. Ganz am Anfang hatte Gott eine wunderbare Schöpfung hervorgebracht mit der Absicht, durch den Menschen, der in seinem Bilde geschaffen war, zum Ausdruck zu kommen. Doch Satan brachte es fertig, den Menschen auf seine Seite zu ziehen und durch ihn diese Schöpfung zu verderben und ein völlig konträres Weltgebilde entstehen zu lassen. Nun ist der Mensch zu seinem Werkzeug, ja sogar zu seinem Ausdruck geworden! Gott der Schöpfer wurde verlassen und sein Plan mit der Schöpfung vereitelt. Zwei völlig verschiedenartige Welten stehen sich nun gegenüber: Auf der einen Seite steht Gott mit seiner Schöpfung und seinem großartigen Vorsatz mit uns Menschen, auf der anderen Seite Satan, der Gott dieser Welt, dessen System die Menschen völlig von Gott weggeführt und sogar versklavt hat.
Aus der Welt gerettet
So geht es also nicht um eine zukünftige Hölle oder den Himmel, sondern um diese beiden Welten, die wir heute vorfinden. Ich muss mich jetzt fragen: Gehöre ich zu der Ordnung Gottes, in der Christus der alleinige und souveräne Herr ist, oder zu einer Ordnung der Dinge, deren Haupt Satan, der Feind Gottes, ist?
Die Errettung ist also nicht so sehr eine Sache der Sündenvergebung oder dass wir der Hölle entrinnen, sondern dass wir aus einem System, das uns gefangenhält, herauskommen. Wenn ich gerettet werde, so erlebe ich einen Auszug aus der einen und ein Eintreten in die andere Welt. Ich werde jetzt aus dem von Satan organisierten Bereich herausgerettet! Dieser Bereich der Welt, den die Bibel im Griechischen mit „Kosmos“ bezeichnet, hat viele Gesichter und Seiten. Natürlich hat die Sünde dort ihren vorrangigen Platz, wie auch die weltlichen Lüste. Selbst die angeseheneren menschlichen Maßstäbe und Verhaltensweisen spielen dabei keine geringere Rolle. Der menschliche Verstand, Kultur und Philosophie sowie die besten sozialen und politischen Ideologien sind mit eingeschlossen. Daneben haben auch zweifelsohne die Weltreligionen und nicht zuletzt das heutige Christentum ihren festen Platz im System der Welt. Wo immer der natürliche Mensch dominiert, haben wir es mit einem Element jener Ordnung zu tun, die unter dem direkten Einfluss Satans steht.
Wenn dies alles die Welt ist, was ist dann die Errettung? Errettung bedeutet ganz einfach, dass ich entkomme! Ich gehe heraus, ziehe aus diesem alles umschließenden Kosmos aus und gehöre nun nicht mehr zu der gottesfeindlichen Ordnung. Ich richte mein Herz auf das aus, was im Herzen Gottes ist, trete ein in seinen ewigen Vorsatz in Jesus Christus und werde so befreit!
Versetzt in eine andere Welt
„Wer glaubt und getauft wird, der wird gerettet werden.“ Jesus meint hier genau das, was er sagt. An uns liegt es, den Schritt des Glaubens auch zu tun: Ich glaube und lasse mich taufen – und komme als geretteter Mensch aus dem Wasser. Das ist Errettung! Lasst uns daher die Taufe nie als kleine Sache betrachten. Es hängt Großes von ihr ab! Wir haben es mit nichts Geringerem zu tun als mit zwei sich völlig widersprechenden Welten und damit, dass wir von der einen in die andere versetzt werden.
Errettet aus einer Welt unter Wasser am Beispiel Noahs*
* Dieser Abschnitt entstand in Anlehnung an das Kapitel „Eine Welt unter Wasser“ aus dem Buch „In der Welt – nicht von der Welt“ von Watchman Nee.
In 1.Petrus 3:20-21 sehen wir hierzu ein anschauliches Beispiel, dass nämlich „… die Langmut Gottes in den Tagen Noahs wartete, solange die Arche gebaut wurde, in der wenige, das ist acht Seelen, sicher durch Wasser hindurchgebracht wurden. Das Gegenbild davon, die Taufe, rettet jetzt auch euch …“ Petrus sagt hier ausdrücklich, dass die Taufe uns jetzt rettet. Er glaubte also an unsere Errettung durch die Taufe, wie er auch an die Errettung Noahs durchs Wasser glaubte. Zur Erinnerung: Ich meine nicht Wiedergeburt oder Erlösung von der Sünde oder der Hölle. Wir reden hier von der Errettung. Es geht hier nicht um Begriffe, sondern um unsere gründliche Trennung vom heutigen System der Welt. Wenn wir dies besser verstehen wollen, müssen wir 1.Mose 6 bis 8 betrachten. Dort sehen wir zur Zeit Noahs eine völlig verdorbene Welt. Die Erde, einst von Gott so vollkommen geschaffen, war durch den Menschen verdorben und unter die Vorherrschaft Satans geraten. Nachdem die Sünde einmal in den Menschen eingedrungen war, entfaltete sie sich und wütete so sehr, dass Gott sagen musste: „Schluss!“ Die Dinge waren so weit gekommen, dass Gott keine andere Möglichkeit mehr sah als die Menschen zu richten und sogar zu vernichten. So beauftragte er Noah mit dem Bau der Arche, damit dieser, seine Familie und eine Anzahl von Geschöpfen darin Zuflucht fänden, bevor die Flut kommen würde. Als dann die Flut kam, wurden sie über das Wasser, das die ganze Erde bedeckte, emporgehoben. Alles, was lebte, Mensch und Tier, kam um. Nur die, die sich auf Gottes Geheiß hin in die Arche begeben hatten, waren gerettet. Sie waren nicht nur vor dem Ertrinken gerettet worden, sie waren die einzigen, die aus dem korrupten System der Dinge, der Welt unter Wasser, herausgerettet worden waren. Kommen wir aus der Welt heraus, haben wir das Leben Gottes; bleiben wir jedoch in der Welt, werden wir mit ihr verlorengehen. Unsere Errettung besteht darin, dass wir herauskommen. Sie ist nicht das Ergebnis, sondern der Schritt heraus. Errettung ist also der entschiedene, gegenwärtige Austritt aus einer gerichteten Welt.
Sie kamen also heraus! Und wie? Durchs Wasser! Darum gehen die Gläubigen heute, wenn sie getauft werden, symbolisch durchs Wasser. Es ist wie bei Noah, der mit seiner Familie in der Arche durch die Wasserflut ging und aus der Welt, die mit ihrem Fürsten unter dem Gericht Gottes steht, gerettet wurde. Wenn du an Christus glaubst und dich taufen lässt, geschieht also folgendes: Während du ins Wasser steigst und eintauchst, geht eine ganze Welt mit dir unter! Wenn du wieder auftauchst und herauskommst, bist du in Christus, der wahren Arche, die über dem Wasser schwimmt, während eine alte Welt hinter dir im Wasser bleibt! Für dich, der du getauft bist, ist die Welt – wie die Noahs – ertränkt, mit dem Tod Christi beendet, um nie wieder hervorzukommen. Unser altes Leben in der verdorbenen Welt, unsere Geschichte als Kinder Adams, unser Wandel ohne Gott, alles ist mit Christus am Kreuz beendet. In der Taufe bezeugen und proklamieren wir: Die Welt ist mir gekreuzigt und ich der Welt! (Galater 6:14). Hier ist die alte Welt zu Ende gekommen. Einst gehörte ich zu jenem Reich der Finsternis. Nun bin ich herausgerettet und in das Reich des Sohnes Gottes versetzt (Kolosser 1:13). So wie Noah anschließend auf einer neuen, gereinigten Erde aus der Arche ging, so werden auch wir aus der alten Schöpfung in eine neue hineingerettet.
Wenn also jemand fragt, ob die Taufe überhaupt wichtig sei, so lautet die Antwort uneingeschränkt: Ja, denn der Herr Jesus hat sie selbst angeordnet (Matthäus 28:19). Auch war sie ihm so wichtig, dass er sich ebenfalls der Taufe unterzog und sich sogar weigerte, davon ausgenommen zu werden. Petrus bezeichnet die Taufe auch als die Bitte oder Anfrage an Gott, uns ein gutes Gewissen zu geben (1.Petrus 3:21). Wir erklären also mit unserer Taufe, wo wir stehen, welchen Stand und welche Haltung wir vor Gott einnehmen. Wenn du durchs Wasser der Taufe gehst, zeigst du vor dem ganzen Universum, dass du die Welt hinter dir gelassen hast und in etwas völlig Neues eingetreten bist. Du bezeugst öffentlich, dass Gott dich in Christus hineinversetzt hat.